Chronik der Feuerwehr Oberharthausen
1848 erlangten die Bauern die endgültige Selbständigkeit und die damit verbundene Übernahme der Anwesen und der landwirtschaftlichen Gebäude. Da erkannte man bald die Notwendigkeit, örtliche Gemeinschaften zu bilden, die den Brandschutz übernahmen. Sie sollten Hab und Gut vor Feuer und Brand schützen und im Brandfalle Hilfe zu leisten.
Durch die Armut der Bevölkerung und der bäuerlichen Betriebe, die baulichen Zustände der landwirtschaftlichen Gebäude und die unzureichende Löschwasserversorgung war Anlass von vielen existenzbedrohenden Brandschäden. Da es in dieser Zeit noch kein organisiertes Löschwesen gab und auch keine Brandversicherung ausreichend Schutz gewährte, drängte man von seiten der Bevölkerung und auch von staatlicher Seite auf die Bildung örtlicher Gemeinschaften, die bei Brandschäden freiwillig Hilfe leisteten.
Der Vorläufer des heutigen Bezirksfeuerwehrverbandes Niederbayern wurde am 29. September 1867 als „Niederbayerischer Kreis-Feuerwehrverband“ in Passau gegründet.
Damalige Gründungsmitglieder waren die unmittelbaren Städte:
Deggendorf, Landshut, Passau, Straubing,
sowie die Landbezirke:
Bogen, Deggendorf, Dingolfing, Eggenfelden, Grafenau, Griesbach, Kelheim, Kötzting, Landau, Landshut, Regen, Rottenburg, Straubing, Mainburg, Mallersdorf, Passau, Pfarrkirchen, Vilsbiburg, Vilshofen, Wegscheid und Wolfstein.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass unter den Mitgliedern dieses Verbandes für kurze Zeit auch drei oberösterreichische Feuerwehren (nämlich Linz, Ried im Innkreis und Braunau am Inn) waren, womit dem europäischen Gedanken in Niederbayern schon frühzeitig Rechnung getragen wurde.
Der Mitgliederstand zur Zeit der zwangsweisen Auflösung im Jahr 1938 lag bei 1.137 Freiwillige Feuerwehren mit 57.566 Mitgliedern. Aufgelöst wurde dieser Verband Kraft Gesetz im Jahre 1938.
Quelle: Bezirksfeuerwehrverband Niederbayern e.V./ Geschichte
Dokumente aus der Gründerzeit
Ob in Oberharthausen, so wie in Pönning, eine Pflichtfeuerwehr bestand, kann wegen fehlender Aufzeichnungen nicht mehr nachgewiesen werden. Jedenfalls wurde 1875 die erste Feuerlöschmaschine gekauft.
Auf dem Jahresbericht von 1917 steht als Gründungstag der Feuerwehr Oberharthausen der 1.3.1876 (dieses Datum scheint die dorfinterne Gründung zu sein, weil zum Feuerwehrverband ist man ja erst zwei Jahre später gegangen.
Am 20.2.1878 erfolgte dann die Aufnahme der Freiwilligen Feuerwehr Oberharthausen in den Bayerischen Landesfeuerwehrverband (Urkunde), also die offizielle Gründung der Feuerwehr Oberharthausen (Festgehalten im Archiv des LandesFeuerwehrVerband e.V.).
Das älteste Dokument der FFW Oberharthausen ist ein Kassenbuch von 1904 mit einem Kassenstand von 105,70 Mark (Archiv Geiselhöring).
Desweiteren ist in dem Archiv ein statistischer Bericht von 1913 enthalten,
der die Jahre 1908 bis 1912 einschließt:
1 Vorstand ist Alois Weber, Bauer und Bürgermeister von Oberholzen
1 Kommandant ist Josef Aigner Bauernsohn)
1 Adjudant
1 Schriftführer
1 Kassier
1 Zeugmeister, zugleich Signalist
3 Zugführer
6 Steiger
16 Spritzenmänner
11 Ordnungsmänner
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Insgesamt 42 aktive diensttuende Mitglieder
Ausrüstung:
100 Meter rohe Hanfschläuche
6 Meter Saugschläuche
8 Paar Normalgewinde
2 Strahlrohre
20 Schlauchbinden
3 Feuerhaken
3 Laternen
2 Anstellleiter mit Stützstangen
1 Anstellleiter ohne Stützstange
1 Hackenleiter
1 Saug- und Druckspritze
1 Schlauchhaspel
Jedes Jahr wurden zwei Übungen durchgeführt
Ein Stammlisten Buch von 1931 - 1933 zeigt die 40 Mitglieder der damaligen Feuerwehr Oberharthausen und befindet sich im Besitz der FFW Oberharthausen.
Ausrüstung, Feuerwehrhaus und Abzeichen der FFW Oberharthausen
Die Freiwillige Feuerwehr Oberharthausen hat nachweislich einen ordentlichen Ausbildungsstand seiner Feuerwehrkameraden aufzuweisen. Auch in früheren Zeiten wurden schon Prüfungen abgelegt. Geübt wurde im Löschweiher beim Zellmer. Die Alten erzählen noch, dass der damalige Kommandant Johann Schmaißer ein sehr strenges Regiment geführt hat. Unpünktlichkeit hat er sofort geahndet, und zwar sollte ein Feuerwehrkamerad wegen zu spät Kommens drei Weiherrunden laufen. Der Feuerwehrkamerad weigerte sich aber, und so wurde der Vorfall bald wieder vergessen.
Den Defiziten in der Mannschaftsstärke wurde in den letzten Jahren, von Kommandant Peter Schneck, durch konsequenten Aufbau einer motivierten Jugendgruppe, entgegengewirkt. Mit viel Eigenleistung wurde auch das Feuerwehrhaus gestrichen und auch innen renoviert, wobei sich hier besonders Wolfgang Gruber engagierte. Seit 2014 hat die FFW Oberharthausen auch ein TSF (Tragkragkraftspritzenfahrzeug) in Betrieb. Somit ist auch die FFW mobiler geworden, und man ist nicht mehr auf einen Traktor wie bei der alten TS/8 abhängig. Der Kommandant
26.08.1980
23.01.1982
18.08.1982
12.12.1984
05.08.1986
20.04.1988
07.10.1989
10.06.1994
22.10.2004
12.06.2006
Brände in Oberharthausen
Brände waren und sind immer noch ein heißes Thema. Trotz aller modernen Technik von heute überrascht ein plötzlicher Blitzeinschlag oder durch Bauarbeiten die Feuerwehr. Brannten früher dann meistens wegen unzureichender Ausrüstung und fehlenden Wassers oft gleich mehrere Häuser ab, so kann man heute eine Ausweitung des Feuers meistens verhindern. Durch die Leitstelle werden innerhalb von Minuten die Feuerwehren mit aller Ausrüstung informiert und angefordert. Sehr gut ausgebildete Kreisbrandmeister koordinieren solche größeren Brände mit den Kommandanten der Wehren.
Trotz allem kommt es immer wieder zu Bränden. So blieb auch Oberharthausen die letzten Jahrzehnte nicht verschont. Einmal kam es zu einem Blitzschlag (1967 Scheune Schmaißer9, Brandstiftung ( 1968 Kinder Scheune Sax), Schwelbrand durch Heu (1995 bei Schreiner) und Hallenbrand (2016 wahrscheinlich durch zu heißem Traktor).
1848 brach beim Dreschen das Feuer im Hof des Sebastian Niedermayer, Hs.-Nr. 16 aus. Es erfasste das Anwesen des Wirtes Franz Krieger, Hs. - Nr. 19 und das Anwesen des Joseph Überreiter, Hs. - Nr. 18. Letzterer errichtete seine Hofgebäude dann östlich auf Fl. St. Nr. 71a. Dabei wurde der bisherige Dorfweg zwischen dem alten und nun neuen Hof an die westliche Grundstücksgrenze verlegt. Der Dorfweg nach Pilling verläuft seitdem zwischen dem Überreiterhof und dem Schmiedanwesen.
1889 brannten die Anwesen Ludwig Späth, Hs. - Nr. 4, Schmaißer Jakob,
Hs. - Nr. 5, Geißler Jakob, Hs. - Nr. 7 und das Schmiedanwesen des Paul Gröschl, Hs. - Nr. 20 nieder.Das Feuer brach bei Späth Ludwig aus. Er hatte bei offenem Licht im Stadel Gsott geschnitten.Wegen Feuerschutz mussten Schmaißer und Geißler ihren Stadel im Ziegelbau erstellen
1902: Der„Laberbote“ berichtet, dass am 26. November 1902 im Ökonomieanwesen des Gastwirts Joseph Aigner, Hs. - Nr. 19 ein Brand ausbrach. Im Nu ergriff er den nachbarlichen Besitz des Alois Weber, Hs. - Nr. 16 und des Joseph Schmaißer, Hs. - Nr. 12 1/3.Trotz sofort herbeigeeilter Hilfe konnten diese schönen Anwesen nicht gerettet werden.
1956 brannte bei Späth (Scheune); nach Zeitzeugenangaben soll ein in der Nähe stehender Strohschober zu brennen begonnen haben (könnte auch Brandstiftung gewesen sein, man hat es nie heraus bekommen)
1967 Schmaißer Johann (Feldscheune durch Blitzeinschlag)
1968 Sax Jakob (Stadl durch Brandstifung von Kindern)
1995 Schreiner Anton (Scheune durch Selbstentzündung vom Heu – Ermittlung der Polizei)
2016 Braun Franz (Geräteschuppen)
Sonstige Einsätze der FFW Oberharthausen
Fahnenweihen und sonstige Feste
Erste Fahnenweihe der FFW Oberharthausen war am 26.05.1929 zum 50 jährigem Gründungsfest. Warum die Fahnenweihe nicht 1928, also genau 50 Jahre nach Gründung abgehalten wurde, weiß niemand mehr. Es sind noch die Fahne und die Erinnerungsbänder vorhanden. Patenverein war die FFW Atting. Wahrscheinlich Atting, weil Oberharthausen bis 1951 zur Pfarrgemeinde atting gehörte und von dort auch seelsorgerisch betreut wurde.
Die nächste Fahnenweihe fand am 20.7.1975 in Pönning statt. Die FFW Pönning feierte ihr 100 jähriges Gründungsfest und die FFW Oberharthausen war dabei Patenverein.
Nachdem der Festausschuß am 6.4.1978 einen Beschluß zur Abhaltung einer Fahnenweihe zum 100 jährigen Gründungsfest der freiwilligen Feuerwehr vorgelegt hatte, fand diese dann im folgenden Jahr, am 8.7.1979 statt. Patenverein war die FFW Pönning. Es war eine Menge an Planung notwendig, um das Fest abzuhalten. In der Weide von Hubert Zellmer wurde das Festzelt aufgestellt. Fahnenmutter war die leider schon verstorbene Marianne Aigner von Grollhof. Insgesamt waren 76 Vereine am Start. Das Fest begann am Freitag, den 6. Juli abends mit einem Standkonzert vor der Kirche mit anschließendem Einzug in das Festzelt. Am Samstag wurde der Patenverein und die Fahnenmutter eingeholt. Abends dann fand der Fackelzug zum Kriegerdenkmal und zurück zum Festzelt statt.ASm Sonntag nachd em Weckruf wurde der Patenverein abgeholt und es erfolgte die Einholung der Vereine. Um 10:00 Uhr war Gottesdienst im Festzelt durch Pfarrer Karl Zirngibl. Um 14:00 fand der Festzug mit Bänderverleihung statt. Am Montag war dann der Festausklang bei gemütlichem Zusammensitzen.
2004 Patenbitten der FFW Pönning in Oberharthausen
Marsch der FFW von Pönning nach Oberharthausen,
Patenbitten bei der Kirche und Marsch ins Gemeinschaftshaus
Begrüßung durch Vorstand Uli Aigner und Schirmherr F.X. Stierstorfer
Gstanzlsingen von Sepp Danner
Fahnenweihe Pönning am 24.07.2005 - FFW Oberharthausen Patenverein
26.09.2009 - 130 Jahrfeier der FFW Oberharthausen
Fahrzeugweihe am 15.06.2014
Insgesamt wird in Oberharthausen durchwegs eine gute Feuerwehrarbeit geleistet. Die Alarmierung durch die Leitstelle ist zwar durch die kleine Zahl der Aktiven ( 1 Gruppe ist gemeldet) gering, aber wenn sie gerufen wurde, dann war sie auch zur Stelle.
Der Kommandant legt auch großen Wert auf Übungen, die regelmäßig im monatlichen Turnus abgehatlen werden. Es werden regelmäßig Erste Hilfe Kurse durchgeführt. In der winterlichen Schulung werden die Neuerungen im Feuerwehrwesen und auch die Unfallverhütungsvorschriften, sowie der Umgang mit gefählichen Stoffen besprochen.
Des weiteren hat die FFW Oberharthausen im Vereinsleben des Dorfes einen hohen Stellenwert. Sie repräsentieren das Dorf bei den Fahnenweihen, als auch kirchlichen Umzügen (, Prangertag, Beerdigungen) und Festen jeglicher Art. Der jährliche Feuerwehrausflug ist im Dorf zu einer festen Einrichtung geworden und fördert den Zusammenhalt.
Mitglieder der Feuerwehr sind auch in den verschiedenen Dorffesten engagiert und halfen auch fleißig seinerzeit beim Bau des Gemeinschaftshauses mit.
Die Feuerwehr pflegt auch ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zum Dorf Pönning. Bei den Fahnenweihen war jeweils das andere Dorf Patenverein.
Möge die Feuerwehr Oberharthausen auch weiterhin fortbestehen und einsatzbereit sein, wenn Not am Mann ist. Möge die Jugend auch weiternhin in der Feuerwehrarbeit einen Dienst sehen, für den es sich lohnt ein paar Stunden der Freizeit zu opfern.
2019 wird gerade das 140 jährige Gründugnsfest der Freiwilligen Feuerwehr vorbereitet. Dieser uralte Verein hat es verdient, dass er auch in Zukunft besteht, weil er für das Dorf ein so wertvoller Zusammenschluss ist. Wir sind es auch unseren Vätern schuldig, dass es mit dem Verein weitergeht. Mit einfachen Mitteln wurde damals Ende des 19. Jahrhunderts gelöscht und Brände bekämpft. Jetzt am Anfang des 21. Jahrhunderts stehen die Feuerwehrkameraden gut ausgerüstet und mit Schutzausrüstung den Bränden gegenüber. Aus Respekt für die alten Feuerwehrkameraden werden sich auch hier in Oberharthausen immer wieder Kameraden finden, die das Erbe der Vereinsgründer fortführen, gemäß dem Spruch: Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!
Quellennachweise:
FFW Oberharthausen, FFW Pönning, Stadtarchiv Geiselhöring, Stadtarchiv Straubing, Landesfeuerwehrverband Bayern, Resi Weiß, Gerda Pärr, Maria Schötz, Kreisbrandmeister Werner Schmitzer, Stammtisch Oberharthausen
(aus Heftchen von der Fahnenweihe 1979)