Kalenderblatt für November
Allerseelen
Gräberumgang/Seelenwecken
Die Vollendung des Jahreslaufs der Natur, ihre Vorbereitung auf den langen Schlaf gemahnt uns dazu, unserer Toten zu gedenken. Gedächtnisfeste für die Abgeschiedenen sind allen Völkern bekannt. Papst Johannes XIX. hat die allgemeine Feier des Gedenkens an unsere Toten im Jahr 1006 auf den 2. November festgelegt. Hat auch das Gras die Ruhestätten unserer Lieben draußen im Friedhof wild überwuchert: Für den Allerseelentag werden die Gräber mit aller Sorgfalt hergerichtet. Schon am Nachmittag des Vortages, des Allerheiligentages, ist noch heute allerorten ein feierlicher Gräberumgang. An diesem Tag erhielten die Patenkinder von ihren Goden und dem Göd eine Mark, ein Überbleibsel aus älteren Zeiten, zu denen sie sogenannte Seelenwecken bekamen. Dies waren aus Hefeteig gebackene Zöpfe in Weckenform. Diese Seelenwecken oder Seelenzöpfe erhielten auch die Kinder von ihren Eltern und die Mädel von ihren Burschen. Auch am Allerseelentag findet nach dem vormittägigen Gottesdienst nochmals ein Gräberumgang statt. Wie am Tag vorher stehen die Leute an den Gräbern ihrer Verstorbenen und lassen während des Umgangs am Grab in dem Allerseelenlämpchen aus farbigem Glas ein Wachslicht brennen. In manchen Bauernhäusern betet die Familie an diesem Abend und während der ganzen Allerseelenwoche den Rosenkranz. Dabei brennt für jeden Hausgenossen ein schwarzes Wetterkerzl oder Allerseelenlichtl. Es war der Glaube unserer Vorfahren, die Toten würden am Allerseelen- und am Allerheiligentag unter den Lebenden weilen. Deshalb bewirtete man die Toten mit Allerseelengebäck. Später wurden diese Allerseelenopfer häufig in Gaben an Arme und Kinder umgewandelt. Deshalb war der Allerseelentag ehedem ein Tag der allgemeinen Mildtätigkeit. Die Armen gingen an Allerseelen "in die Seelenwecken": sie zogen von Haus zu Haus, von Ort zu Ort und baten um einen Seelenwecken. Dies waren kleine Brötchen aus schwarzem Mehl in Weckenform. Mit einem "vergelts Gott für alle armen Seelen" wurde die Gabe in Empfang genommen. "Ein besonders im unteren Bayerischen Wald üblicher Brauch", schrieb Michael Waltinger, "ist das Holen von Seelenwecken am Tag vor Allerseelen bzw. Allerheiligen, das manchem Bauern 800 bis 1000 Seelenwecken kostet und jedes Jahr für einen Tag die Schule entvölkert. Soviel Köpfe erscheinen, soviel Wecken werden gegeben. Der Tag ist immer ein Erntetag für die Armen, welche ganze Körbe, Kirben und Säcke voll Seelenwecken zusammenbringen, so daß sie nicht selten einen Teil davon in irgend einem Hause einstellen müssen, um ihn des anderen Tags mit einem Karren zu holen. Der Bauer gibt seine Wecken gerne; er erhofft sich dafür wieder reichen Segen auf seinen Feldern." Und Johann Pollinger schrieb um die nämliche Zeit "Es ist rührend zu sehen, mit welcher Liebe die Bevölkerung an den armen Seelen hängt. Für sie betet man bei den Tageszeiten, bei dem Erwachen und Schlafengehen; für sie läßt man heilige Messen lesen und gibt Almosen; für sie werden am Allerseelentag die Gräber geziert; ihretwegen besucht man die Gräber, stellt brennende Kerzen darauf usw. Ihretwegen bleibt kein Messer mit der Schneide nach oben am Tisch liegen, die armen Seelen müßten darauf sitzen. Ihretwegen wird am Samstag abends der Tisch säuberlich abgeräumt; die armen Seelen ruhen dort aus. Ihretwegen darf die Türe nicht knarren, das tut den armen Seelen weh. Ihretwegen darf man die Tür nicht zuschlagen; zwischen Tür und Angel sitzt eine arme Seel'. Die armen Seelen warten auf Erlösung, daher die Redensart: "Endlich ist die arme Seel' erlöst". Beim Eintreten und Verlassen der Kirche besprengen die Leute nicht bloß sich, sondern sie sprengen zum Ärger des Mesners auch noch reichlich Weihwasser auf das Pflaster "für die armen Seelen". Auch auf die Gräber sprengt man Weihwasser." Noch heute gehört das Geschehen am Allerseelentag zum lebendigsten Teil des kirchlich-weltlichen Brauchtums unserer Heimat.
Leonhard
Der Bayerische Herrgott
Am 6. November ist das Fest des heiligen Leonhard, des "bayerischen Herrgott". Der heilige Leonhard ist im Jahr 559 als Abt gestorben; nach 1100 wurden ihm zu Ehren in Süddeutschland eine große Zahl von Kirchen geweiht. Im Laufe des Hochmittelalters wurde seine Verehrung so volkstümlich, daß sein Fest mit den großen Jahresfesten gleichen Rang erhielt. In die Kirchen des heiligen Leonhard opferte das Volk früher eiserne Votivgaben, die der Dorfschmied grob herausschmiedete. Als dem Patron der Gefangenen opferte man ihm eiserne Ketten, als dem Patron der Pferde, des Viehs und der Landwirtschaft überhaupt brachte man ihm kleine eiserne Tiere dar. In Niederbayern gibt es eine größere Zahl von Leonhardskirchen. Fast alle waren sie einst am Tag ihres Patrons Mittelpunkt eines Pferdeumritts, eines Leonhardiritts.
Martini
Am 11. November ist der Tag des heiligen Martin, der um 370 bei Poitiers in Südfrankreich das erste abendländische Kloster gegründet hat und später Bischof von Tours geworden ist, wo er an einem 11. November begraben wurde. Schon im frühen Mittelalter breitete sich sein Kult in Frankreich, England und Deutschland aus. Bei uns steht der heilige Martin als großer Volksheiliger neben den Rittergestallen des heiligen Michael und des heiligen Georg. Das bedeutendste Baudenkmal in Niederbayern, die Hauptkirche der Stadt Landshut, ist ihm geweiht. Dort begegnet uns sein Bild als Ritter auf weißem Pferd, wie er mit dem Schwert seinen Mantel teilt, um ein Stück davon dem Bettler zu geben.
Vergessenes Brauchtum des Martinitages
Auch der heilige Martin ist bei den Bauern neben dem heiligen Leonhard und dem heiligen Stephan Viehpatron. Deshalb ist Martini ein alter Bauernfeiertag. Das weltliche Brauchtum des Martinstages war früher reich entfaltet, doch war es im Laufe der Zeit starken Wandlungen unterworfen. Früher trank man die Martinsminne, man entzündete Martinsfeuer und hielt Maskenumzüge und Martini-Umritte lauter Bräuche, die uns schon öfters begegnet sind auf unserer Reise durch das alte bäuerliche Festjahr.
Sankt Martin und die Gans
In unseren Bauernkalendern, in denen die einzelnen Feste durch kleine Bilder bezeichnet waren, da die Bauern früher nicht lesen konnten, war der Martinstag durch eine Gans dargestellt. Daß der heilige Martin und die Gans zusammengekommen sind rührt daher, weil an dem ehemals bedeutenden Festtag die Gänse eben schlachtreif wurden und mit ihrem saftigen Braten das Fest verschönern helfen mußten. Die Martinigans fehlte früher auf keinem bäuerlichen Tisch. In manchen Teilen Niederbayern gab es die Martinigans regelmäßig als Abendessen. Mit dem Braten wurde auch eine Laterne auf den Tisch gestellt als Zeichen dafür, daß am nächsten Morgen das Dreschen anging. Des anderen Tages konnte man denn auch schon um drei Uhr früh das eintönige Klappern der Dreschflegel vernehmen.
Hüterlohn
Früher wurde an Martini der Dorfhüter für seine Hütarbeit im Sommer und Herbst entlohnt. Es war ein kümmerliches Brot, das Hirtenbrot. Es wurde in Getreide ausbezahlt - je nach der Art und Zahl der behüteten Tiere. Mit einer Kirm oder einem Sack ging er mit seinem Hütbuben von Haus zu Haus und sammelte seine Gaben ein. In der Hand trug er die mit einem Wacholderbuschen verzierte Hütgerte, denn wie bei allen wichtigen Jahresfesten spielt der grüne Zweig auch an Martini eine wichtige Rolle.
Den Kriegsopfern und den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedenken wir seit 1925 am Volkstrauertag (13. November).
Der Buß- und Bettag (16. November) wird allem in der evangelischen Kirche als Sühnetag begangen.
Am Tag der heiligen Elisabeth (19. November) erhielten die Armen und Bedürftigen einen Teil der Gemeindevorräte für den Winter.
Am Festtag der heiligen Cäcilie (22. November) trifft man sich vielerorts zur Hausmusik. Sie ist die Patronin der Kirchenmusik, Musiker und Dichter.
Kathrein
Kathrein stellt den Tanz ein
Auf den 25. November trifft das Fest der heiligen Martyrin Katharina, die im Jahr 306 gerädert und enthauptet wurde. Die Kreuzzüge brachten ihren Kult nach Deutschland, und seit dem Ausgang des Mittelalters gilt die heilige Katharina als die mächtigste Fürbitterin unter den vierzehn Nothelfern. Da wenige Tage später die Adventszeit beginnt, ist der Katharinentag der letzte Tag für fröhliche Veranstaltungen. "Kathrein stellt den Tanz ein", hört man es noch heute aus Bauernmund.
Andreas
Die Orakel der Andreasnacht
Die Nacht vor dem Andreastag, dem 30. November, ist eine wichtige Losnacht und soll den neugierigen Dirndl'n den Zukünftigen verraten.
(Quelle: Chronik Konzell)
Den Kriegsopfern und den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedenken wir seit 1925 am Volkstrauertag (13. November).
Der Buß- und Bettag (16. November) wird allem in der evangelischen Kirche als Sühnetag begangen.
Am Tag der heiligen Elisabeth (19. November) erhielten die Armen und Bedürftigen einen Teil der Gemeindevorräte für den Winter.
Am Festtag der heiligen Cäcilie (22. November) trifft man sich vielerorts zur Hausmusik. Sie ist die Patronin der Kirchenmusik, Musiker und Dichter.
Die vorweihnachtliche katholische Fastenzeit beginnt am Katharinentag oder Kathrain (25. November). Ab heute werden auch die ersten Weihnachtsplätzchen gebacken.