Urkunden von Oberharthausen aus dem 14. Jahrhundert entdeckt
Wir begeben uns in eine Zeit, als Sir William Wallace in Schottland die englischen Truppen schlug (Braveheart), als der hundertjährige Krieg (1337 bis 1453), zwischen England und Frankreich in vollem Gange war, als in Europa die Pest von 1347 – 1353 geschätzte 25 Millionen Todesopfer forderte und das große Magdalenenhochwasser 1342 in Deutschland an die 6000 Todesopfer allein an der Donau forderte. In Straubing wurde 1316 mit dem Bau des Stadtturms begonnen und 1395 mit dem Bau der Basilika St. Jakob.
Wir befinden uns mitten im 14. Jahrhundert, es herrscht das Hause Wilttelsbach. Im 13. und 14. Jahrhundert teilten Herrscher aus dem Haus Wittelsbach Bayern mehrmals unter sich auf. (Niederbayern wird im 14. Jhd. drei Mal geteilt, 1331, 1349 und 1392).
Ein Herzogtum, das dabei entstand, war Straubing-Holland - ein Unikum:
das niederbayerische Territorium wurde zeitweise von Den Haag aus regiert.
(Straubing-Holland - Herzogtum mit Regierungssitz Den Haag) |
Es ist eine Zeit des Umbruchs. Die Verwaltung wächst. Alle Liegenschaften und Abgaben hält man in Akten fest, Schulden können nachgeprüft und eingetrieben werden. Die Zunahme des Schriftverkehrs hat einen Grund: Da Albrecht I., Herzog von Bayern – Straubing, seit 1353 auch Herzog der Grafschaft Holland ist und überwiegend in Den Haag residiert, richtet er einen Kurierdienst zwischen Straubing und Den Haag ein.
Das große Sterben", wie die Zeitgenossen die Seuchen und Epidemien des 14. Jahrhunderts unterschiedslos nennen, ändert das Lebensgefühl und das gesellschaftliche Leben von Grund auf. Die Einen suchen ihr Heil in Beten, Fasten und Selbstkasteiung als Schutz vor dem Zorn Gottes, die anderen versuchen in übertriebener Lebensgier ihrer Angst vor dem Tod zu entkommen.
Aber während die Welt im Ausnahmezustand ist, haben die Bewohner im kleinen Dorf Oberharthausen, dass es ja schon seit mindestens 1186 gibt, mit anderen Problemen zu kämpfen:
- Im Jahre 1318 wollte Asam von Schwarzenburg, Chorherr zu Regensburg, den Bürger Hermann Dytlich und seinen Sohn wegen ausstehender Dienste vom Gut zu Oberharthausen mit dem Bann belegen, wenn sie ihren Verpflichtungen gegenüber dem Domkapitel nicht nachkommen. Der Rat der Stadt Straubing bestätigt diesen Vorfall und verlangt bei Säumigkeit auf das Gut zu verzichten oder ein Pfand zu stellen.
- In einem anderen Beispiel geht es um das Lehen eines Heinrich, Sohn des Gerlein von Oberharthausen, der am 26. April 1342 seinen Zehnten an das Domkapitel Regensburg zurückgegeben hat.
- Am 20. März 1372 bestätigen Leutwein der Rainer von Rain und seine Ehefrau Pratzka das Dorf und Dorfgericht Oberharthausen ( Harthawsen) und die Zehenteinkünfte auf Lebenszeit zu Leibrecht vom Domkapitel Regensburg gekauft zu haben.
- Nochmals am 20. März 1372 überträgt der Leutwein Rainer von Rain zu seinem und dem Seelenheil seiner Frau seine freie Hube und das Hubrecht zu Oberharthausen an das Domkapitel Regensburg.
Es war also damals möglich, dass ein Lehnherr, so wie in der Urkunde zu lesen ist, gleich unser ganzes Dorf vom Domkapitel Regensburg gekauft hat. Ja wahrlich, die Zeiten waren damals wirklich andere....
Wer waren dieses Geschlecht der Rainer, die gleich unser ganzes Dorf vom
Domkapitel Regensburg gekauft haben ?
Sie nahmen an verschiedenen Ritterturnieren teil!
Urkunde 75
22. März 1318
Der Rat der Stadt Straubing bestätigt dem Asam von Schwarzenburg, Chorherrn zu Regensburg, der dem Bürger Hermann Dy{e}tlich und Simon, seinem Sohn, wegen ihrer [ausstehenden] Dienste vom Gut zu Oberharthausen (Hartchawsen) mit dem Bann gedroht hat, dass beide vor dem Rat versprochen haben, ihren Diensten und Verpflichtungen gegenüber dem Domkapitel nachzukommen und bei Säumigkeit auf das Gut zu verzichten oder ein Pfand zu stellen.
Dem erw[ürdige]n Herren Asam Swarzenburger Chorherren – ze Regens und Oblayen enbietn wir der
Rat der Purger von der Stat ze St[rau]bing unsern willigen Dienst. Als ir wol wizzet umb
unser Purger Hermans Dyetrich und sinen Sun Simon die ze Pain habt verraht umb
den Dienst an dem Guot ze Harthawsen lazzen wir noch wizzen daz si offenlichen vor
uns vereichen und gehaizzen habnt daz si irn Dienst da von alle Jar in dem Flwrn?
so oder swer der Abbte? pflegt? oder swa si den Dienst da von hin geben soln so alle
Jarn oder swer den Dienst da von in nemen sol alle Jar gebn wellent oder swann
si das versazzen so soln sich gein dem Capitel ze Regns[burg] oder gein so oder swer die
Oblaye nimmer hat allew irew Recht ewichlichen habn vervallen – ez sei dann das
rechter Landts gebreset sei dez ander pawlawtt gemezzen dez selbn soln si awch nach
genaden gemezzen. Awch suln si ze allen zeiten schaffen daz daz Guot pawlich und
nach allem sinem reht lig und dar ueber ze einer gantzen stattcheit g[ebn] wir disen
Brief nach ir willen und beet mit der stat gemain Insigel zu St[rau]bing. Der
Brief ist gegebn dez Mitichens vor dem Sonntag oculi Millesimo CCCimo XVIIImo [Urk. 75]
Urkunde 140
26. April 1342
Heinrich, Sohn des Gerlein von Harthausen, gibt dem Domkapitel Regensburg seinen lehenbaren Zehnten in Oberharthausen auf.
Ich Heinrich Gerleins Son von Harthawsen dem Got genadt, vergich offenbar an disen Brief allen den die in an sehent oder
hoerent lesen, daz ich mit guthlichen Willen und mit wahren Mut han meinen genedigen Herrn den Chorherrn von
dem Tom ze Regenspurck den Zehenten ze Harthawsen den ich von iren Genadten gehabt han ze belehen Den han ich Herrn
Thomas dem Gumpreht Chorherrn und Oblayer auf den Tum ze Regenspurck an meiner heren stat auf gegeben
und pin gar und gentzlich da von gestanden und han mich des vergeben, also daz ich noch anders niemant von meinen wegen
Scholln fürbaz ewich auf den vorgenanten Zehenten ze Harthausen noch Kuntz den Chorherrn ze Regenspurck
kain Ansprach noch Voderung mer haben, noch gewinnen chlain noch gros mit chainen Sachen und dar umb han ich
inzosampt mir unverschaidenlich ze Hollscholen und ze Porigen gesetzt mein lieb Vetern Ulrichen den Plonckhen und
Otten den Obermaier und Ortlein von Harthausen mit der Beschaiden. Ob den vor genantten Chorherrn ze Regens
fürbaz chain pruch oder irr sol an dem vor genanten Zehenten ze Harthausen von mir oder von anders iemant
geschahe oder wurde von swelchen Sachen daz wahr, oder darzu chom, nemen si des chainen Schaden, oder si erspehen?
mochten von in erwen den selben schaden allwi schol ich und mein vor genant Halbschole und Parien in gar und
gentzlich abtun an allen gebresten und Schulln ander mer Worten? umb daz scharen, gelanken an alles rehten. Dar zo
ist auch mein gueter Willen und Gunst, daz si den Zehenten meinen Swagern Ulrichen des Taublar sun frahent und
daz in daz alles daz vor geschriben ist stet und ungebrochen beleibe darüber ze einen Urchund und Bestattihait gib
ich Hanns Gerleins Son und ich Ulrich der Plonck und ich Ott der Obermaier und ich Ottel von Harthausen, den vor-
genanten Chorherrrn ze Regenspurck disen Brief mit chain zu Lorentzen des Richter ze St[rau]bing Insigel versigelt im Jar
unschedlich und wan wir alle als wie vor genant sein chain Insigel nit haben verpietten wir uns der vor geschriben
tayding von unsern frawn und von egenanten Insigel aller stat ze behalten und volfüren als vor geschriben ist.
Der Brief ist gegeben Millmo ao. Quadragesimo secundo des nächsten Freytags nach Sanct Jörigen Tag [Urk. 140]
Urkunde 169
20. März 1372
Leutwein der Rainer von Rain und seine Ehefrau Pratzka bestätigen, vom Domkapitel Regensburg das Dorf und Dorfgericht Oberharthausen (Harthawsen) und die dortigen Zehnteinkünfte auf Lebenszeit zu Leibrecht gekauft zu haben.
Ich Lawtwein der Rainer von Rain und ich Pratzka sein Hawsfraw verichen offenleich mit dem Brief allen den die jn an-
sehent oder hörent lesen umb daz Dorf ze Harthawsen dez Gericht und den Zehent do selben chlainen und grossen und
allew Gült vnd Voderung die darzu gehörent besucht und unbesucht. Daz wir allez gechawft haben awf unser payder
Lebtag alain und niemptz mer als Laybtingz Recht ist von den Erwirdigen Herren Hn. Andre ze der Zeit Gustraw? und
gemaynleich von dem Capitel dez Tuems ze Regns umb so getan gelt daz wir si gar und gantz verricht und gewert haben
wann daz ist daz wir die obngnantn zwen Laib von Todes wegen abgen und nimer sein daz got lang nicht geb. So
sol dann nach unser peder Tod die obngnant Hab allew mit allem irn zu gehörn: und nichtz awz genomen den oben gnante
Herrn und irm Capitel wider volgen und ledich und los worden sein gar und gantzleich an alln Underschaid. Dez
dann fürbaz unser Erben und Nachchomen noch andere niempt von unsern Wegn wie die gewent möchten sein nach
den obengnten Dorffe ze Harthawssen nach dem Gericht und allen Zehnt daselbn und nach aller Gilt und Voderung die
dar zu gehörnt besucht un unbesucht. Chain Anspruche noch Voderung chlain noch groz nimmermer sulln noch mugn gehabn
noch gewinnen weder mit Recht noch An recht gaystleichen oder weltleichen noch in chainer Waiz und wez darumb fürbaz
yempt von unsern Wegn mit jn ze chriegt wurd vor gaystleichen oder weltleichen Recht oder An recht. Daz sulln die obn
genanten Herren von dem Capitel dez Tums ze Regns allez an aller Stat gewonnen und behabt haben und in dar-
umb sein jn chriegt die sulln daz gar und gantzlich haben verlorn an all Widerred. Daz zu einen warn Urchund und
zu einer Bestettichait geben wir jn dem Brief besigelt mit meins vorgnanten Lawtwein dez Rainer Insigel für
all unser Erben und Nachchomen. Der geben ist nach Christes gepurtt Drewtzzehenhundert Jar und in dem
zway und sybentzzigisten Jar an dem Palm Abent [Urk. 169]
Urkunde 170
20. März 1372
Leutwein der Rainer von Rain überträgt zu seinem und seiner Ehefrau Verpratzken (`?) Seelenheil seine frei eigene Hube und das Hubrecht zu Oberharthausen (Harthawsen) an das Domkapitel Regensburg.
Ich Lawtwein der Rainer von Rain vergich offenleich mit dem Brief allen den die in ansehent oder hörnt lesen daz ich mit
wol bedachten Mut und mit guten Willn und sulich Hail meiner Sel mein aygenew Hueb un Hubrecht gelegen ze Harth-
hawsen di yezo petrewt Albrecht der Heynspeck von die jarleich Gilten ein Schaf chorns und ein Schaf Habern und waz dar zu
gehört ze Veld und ze Dorff besucht und unbesucht ze Durichflätz gegebn un geschaft han und awch gib un Schaff mit
dem Brief den erbedigen Herrn den Chorherren gemaynleichen dem Capitel dez Tums ze Regens zu mein un meiner
Hawsfraw Verpratzken Jartag also mit der Beschaide daz wir daz vorgent Hub recht inn haben sillen und niezzen unser payder
Lebtag wann aber daz ist daz wir peden nimer sein dez Got lang nicht geb so sol dan die obngnt Hueb mit allen irn zu gehörn
ir aygenleich hab sein und der tun ich sie dan gewaltig und sezzen awch sie der dan inner Recht Nutz un Gewer mit dem
Brief und sulln si unz den payde awf der Zeit und daz letzt ander uns Verschait Darumb alle Jar jaerlich und
ewichlich begen einen Jartag dez Abentz mit Vigiln und dez Morgens mit Selmezz und alz im Stift Gewonhait
ist an allen Abganch daz sie dez nichtes irren sol noch mag. Ez sol noch mag awch dann fürbaz nach unser payder Tod
niemant von unsern Wegn weder unser Erbn noch andern niempt wie der gant mocht sein chain Anspruch noch Voderung nach der
obn gnantn Hueb un Huebrecht mit allen inn Zugehörn nimmermer gehaben noch Gewinnen chlain noch groz weder mit Recht noch An-
recht nach in chayner Waiz und weg darumb fürbaz yempt mit in ze chrieg wurd vor Gaystleichen oder weltleichen Recht oder An-
recht daz sullen die obgnantn Herrn von dem Capitl dez Thums ze Regns allez an aller stat gewunnen un Behalt haben und die
die darumb sein jn chriegent die sullen daz gar und gantzleich haben verlorn an all Widerred. Daz in daz allez also stet und unge-
boten beleib. Daz zu aine warn Urchund und zu ainer Bestettichait Gys ich in vorgnanten Lawtwein der Rainer den Brief mit mein
Insigel besigelt für all mein Erbn und Nachchomen. Der geben ist nach Christes Gepurtt dreizehnhundert
Jar und in dem zway und sybentzigisten Jar an dem Palm Abent [Urk. 170]
Woher stammen diese Urkunden?
Diese Urkunden wurden im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München entdeckt und konnten erworben werden.
Da diese Texte vor 700 Jahren !! geschrieben wurden, war es uns nicht möglich sie in unsere Sprache zu überschreiben. Da von den in Frage kommenden Stellen (Stadtarchiv Straubing Frau Dr. Krenn, Heimatpfleger Dr, Johann Kirchinger) niemand bereit war, oder es auch nicht transskriptieren konnte, wurde auf Rat vom Hauptarchiv in München die Texte von Herrn Andreas Scheuer (Heimat- und Familienforschers und Leiter des Staatsarchiv Pfaffenhofen) transskripiert.
Herr Pfarrer Schmaißer hat den Ankauf und Transskription dabei finanziell unterstützt, ein herzliches Vergelt´s Gott dafür!
Es konnten noch weitere Dokumente (Briefe, Akten aus Prozessen) aus der Vergangenheit von Oberharthausen gefunden werden. Es muss geprüft werden, wieweit sich ein Ankauf lohnt und ob es zusätzliche und unbekannte Informationen zu Oberharthausen zu gewinnen gibt.