Die Gastwirtschaft Wacker ist nächstes Jahr 110 Jahre in der Hand der Familie Wacker.
Diese kleine Chronik soll die lange Wirtshaustradition der Familie Wacker dokumentieren. Es zeigt die dort lebenden und arbeitenden Personen vom Anfang des Wirtshauses bis zum Ende mit der Sofie. Wenn das Wirtshaus auch nicht mehr in Betrieb ist, so ist es doch in der Geschichte des Dorfes fest verankert, weil es im Zentrum der gesellschaftlichen Veranstaltungen stand. Jeder Dorfbewohner hat eine Geschichte im Gasthaus erlebt und so seine individuelle Erinnerung daran, vor allem an die „Sof“.
Besten Dank für die überaus große Unterstützung von der Frau Sylvia Diewald. Ihr Opa war Georg Wacker junior, der in Ascha als Wirt und Metzger sein Glück fand. Frau Diewald hat als Lehrerin und leidenschaftliche Ahnenforscherin sehr viel Material in Form von Bildern als auch Verwandschaftsbeziehungen (Stammbaum) zur Verfügung gestellt! Herzlichen Dank dafür!
Danke auch an die Familie Wacker, dass diese Chronik veröffentlicht werden darf.
Familie Wacker in Oberharthausen
vorne sitzend: Josef (Onkel von Sofie), Georg sen., Sofies Tante Elisabeth (Frau von Onkel Josef)
hinten stehend: Sofie, Maria (Tante von Sofie), Therese (Mutter von Sofie)
Links Haus von Birgit Wacker, Mitte Kegelbahn, Rechts Gasthaus Wacker
Sofies Großvater Georg Wacker senior (geb. 6.2.1872, gest. 25.11.1952) kaufte am 28. März 1911 für 50000 Mark die Gastwirtschaft in Oberharthausen und die Gastwirtschafts-konzession.
Geboren in Winkelsaß bei Neufahrn in Niederbayern hatte er schon Erfahrung als Wirt im dortigen Gasthaus Wacker und später auch in Pittrich. Verheiratet war Georg Wacker sen. mit Maria Wacker (* 15.12.1872, + 5.4.1948), geborene Stöckl aus Obermotzing. Sie hatten beim Umzug von Pittrich nach Oberharthausen vier Kinder, nämlich die Resl Wacker (die Mutter von der Sofie), den Georg Wacker jun. (späterer Metzger in Ascha), Heinrich Wacker (späterer Gastwirt in Oberharthausen) und Maria Wacker. 1912 kam dann in Oberharthausen Josef Wacker, unser Wirt, auf die Welt.
Die Therese Wacker (die Resl) hatte eine ledige Tochter, nämlich unsere langjährige Wirtin Sofie. Vater war der Landwirt Otto Kramer aus Oberharthausen.
Heinrich Wacker führte mit seinem Vater die Gastwirtschaft. Der Bruder Georg jun. war 1930 bereits nach Ascha gezogen und Josef als Bäcker nach Höhenrain. Als Heinrich 1948 starb, musste jemand die Gastwirtschaft und den Hof übernehmen. Der Vater Georg sen. war zu dem Zeitpunkt auch schon 76 Jahre alt. So kam der Wacker „Sepp“ nach Oberharthausen zurück und führte ab dem 30. November 1949 die Gastwirtschaft bis zum 7. April 1983. Erbe nach dem Tode des Vaters Josef Wacker (+ 16.04.1988) wurde sein 37 jähriger Sohn Johann Wacker, der aber weiterhin in Höhenrain wohnete und die Wirtschaft nicht selber führte, sondern seiner Cousine Sofie Wacker zur Pacht überließ. Sie war dann die Wirtin bis zu ihrem Tod am 26. November 2013.
Georg Wacker senior wurde 1872 in Winkelsaß (bei Neufahrn) geboren und war auch dort Wirt im Gasthaus Wacker, das seine Eltern ihm übergeben hatten.
Später war er Wirt in Pittrich. Georgs älterer Bruder Sebastian Wacker hatte es ihm übergeben, weil er selbst als Wirt nach Gmünd zog. In Pittrich wurden ihm vier Kinder geboren (Resl, Georg, Heinrich und Maria).
1911 kaufte Georg Wacker senior die Gastwirtschaft in Oberharthausen.
Hier kam 1912 sein jüngster Sohn „Sepp“ Wacker zur Welt.
Georg Wacker senior war Kriegsteilnehmer im 1. Weltkrieg.
Er diente unter anderem beim 2. Königl. Bayerischen Ulanen-Regiment „König“ ( ein Kavallerieverband) und im III. Bayerischen Ersatzpferde Depot (Ulaner) in Ansbach. Dabei wurde er mit dem „Kreuz mit Schwerter“ ausgezeichnet.
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„Kreuz mit Schwerter“ |
Kriegsranglisten und –stammrolle des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914 – 1918 für Johann Georg Wacker senior.
(Quelle: www.ancestry.de)
Die Ansbacher Ulanen wurden scherzhaft „Bier-Ulanen“ genannt, da in ihren Reihen bedeutende Brauereibesitzer dienten. Besonders die Dienstzeit des Inhabers der ehemaligen Ansbacher Hofbräu, später Hürnerbräu, Rittmeister Hürner, dürfte seinen Teil hierzu beigetragen haben, dass es den Ansbacher Ulanen an Bier selten mangelte. (wikipedia)
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Hochzeitsbild (ca. 1899) von Sofies Großeltern Georg Wacker senior mit seiner Frau Maria, geb. Stöckl |
Sofies Urgroßeltern, die Eltern von Maria Wacker, geb. Stöckl, Obermotzing: Therese (geb. Hofbauer, *1841 +1904) ∞ Johann Baptist Stöckl (*1840 +1904) |
Großeltern von Sofie: Georg und Maria Wacker
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Georg Wacker senior mit seinen Söhnen (Sofies Onkel) auf einem Foto,
das bei der Kirchenmauer in Oberharthausen aufgenommen wurde
Oberharthausener bei einem Theater in der Gastwirtschaft Wacker
Der Mann mit dem Gewehr ist Heinrich Wacker, der Wirt mit den zwei Maßkrügen Georg Wacker junior
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Georg Wacker senior war nach dem Krieg von 1919 – 1924 als gewähltes Mitglied im Gemeinderat von Oberharthausen tätig. Sitzungsprotokolls vom 13. 3. 1924 mit seiner Unterschrift.
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Georg Wacker junior
Georg Wacker junior (ganz rechts) ist 1930 mit 27 Jahren nach Ascha gezogen.
Georg Wacker junior (Sofies Onkel) als Metzger zweiter von links
Wo diese Fotos aufgenommen wurden ist leider nicht bekannt
Gaststätte des Gräflichen Brauhauses Moos in Ascha mit Metzgerei
Georg Wacker junior mit Ehefrau Maria, geb. Bauer, Lacke-Wirtstochter aus Kirchroth;
Sohn Georg, Tochter Maria und Sohn Franz-Xaver;
der älteste Sohn Sepp und der jüngste Sohn Alfons fehlen hier
Ab 1930 bis Anfang der 60er Jahre betrieb die Familie Georg Wacker junior die Gaststätte des Gräflichen Brauhauses Moos in Ascha mit Metzgerei.
Als im April 1945 die Alliierten eintrafen, quartierten sich „die Amerikaner“ für mehrere Tage dort ein. Das lange Gebäude links beherbergte die zum Wirtshaus gehörenden Stallungen. Während der frühen Jahre des SV Ascha hatten die Fußballer des Vereins hier eine Umkleidekabine; auch alle Wacker-Söhne waren begeisterte Fußballer.
Heute ist das Gasthaus eine Pizzeria. Und wo früher Pferde, Kühe und Schweine in den Stallungen des zum Wirtshaus gehörenden Hofes des Gräflichen Brauhauses Moos standen, fand man lange die Diskothek „Penker“, die leider am 28.12.2015 abgebrannt ist.
In den 1960er Jahren endete dort die Wackersche Wirtshaustradition, doch der Metzgereibetrieb ging weiter: Ab 1963 betrieb Georg Wacker junior zusammen mit seiner Frau Maria und seinen Söhnen Franz-Xaver und Georg eine neu gebaute Metzgerei auf der anderen Straßenseite, die er 1970 an Franz-Xaver Wacker und dessen Ehefrau Zenzi übergab. Sie besteht noch heute und wird inzwischen von Enkelin Helga Arnold-Wacker und deren Mann Hubert Arnold geführt, der gelernter Koch ist und für die Familienmetzgerei den Metzgermeister gemacht hat. (Straubinger Zeitung 1.6.2012). Der zweite Metzger Georg heiratete nach Haarbach, wo er zusammen mit seiner Frau Anne ebenfalls eine „Metzgerei Wacker“ führte, die heute von ihrem Sohn Georg geleitet wird.
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Todesanzeigen der Geschwister Maria, Heinrich und Therese Wacker
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Heinrich Wacker aufgebahrt
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Niederschriften von Gemeinderatssitzungen
Das Telefon kam 1921 nach Oberharthausen und wurde nach folgendem Gemeinderats-beschluss der Gemeinde im Gasthaus Wacker installiert.
„Niederschrift Gemeinderatsitzung“
Aufgenommen am: 5. April 1921 zu Oberharthausen
Gegenstand der Beschlussfassung: Gemeindlich öffentliche Telefonstelle
Gegenwärtig:
- Der Gemeinderat Oberharthausen beantragt die Herstellung einer gemeindlichen, öffentlichen Telefonstelle in Oberharthausen, ein Anschluß an das Ortstelefonnetz in Gundhöring unter Haftung für eine jährliche Gesamtgebührenträgnis von 320 M -dreihundertzwanzig Mark
- Der Gemeinderat erkennt die Anwendbarkeit der für gemeindisch öffentlichen Telefonstellen jeweils geltende staatliche Bestimmungen auf die beantragte Telephoneinrichtung ausdrücklich an.
- Bis zur Bestimmung der Sprechstelle, der Herbeiholung von Rufern telephonischer Gespräche als Übermittlung telephonischer Mitteilungen und Bestellungen von auswärtig an die Ortsbewohner und die Zustellung der für die Ortsbewohner vorkommenden Telegramme, wird dem Gastwirt Georg Wacker und dessen Schwägerin Helene Stöckl in Oberharthausen übertragen.
- Die Sprechstelle soll in dem Anwesen Haus Nr. 17 des Gastwirtes Georg Wacker in Oberharthausen im Wohnzimmer untergebracht werden.
Vorgelesen und unterschrieben
Wild (Bürgermeister), Zellmer, Wacker, Mayer, Gürster, Wurm, Aigner
Ergänzung am 21. April 1921:
In Abänderung mit Ziffer 3 des Beschlusses vom 5. des Monats wird zur Bedienung der Sprechstelle zur Herbeiholung von Personen zu telephonischen Gesprächen, zur Übermittlung telephonischer Mitteilungen und Bestellungen von auswärts an die Ortsbewohner und zur Bestellung der für die Ortsbewohner ankommenden Telegramme statt der Helene Stöckl die Gastwirtstochter Theres Wacker, geb. am 31. Januar 1900, wohnhaft in Oberharthausen aufgestellt. Helene (*1884) war 1921 37 Jahre alt.
(Quelle: Stadtarchiv Geiselhöring, Niederschrift des Sitzungsprotokolls)
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Josef Wacker errichtete 1949 eine Bäckerei, der Gemeinderat stimmte dem zu…
„Niederschrift Gemeinderatssitzung“
Aufgenommen am: 7. Mai 1949 zu Oberharthausen
Gegenstand der Beschlussfassung: Beitritt zur Zuchtversteigerungshalle Straubing G.m.b.H.
Gegenwärtig:
1. Bürgermeister: Johann Schiesl
2. Bürgermeister Mayer Sebastian
Schriftführer: Geiger
Ferner wird mit 6 gegen 0 Stimmen folgendes beschlossen:
Gegen die Errichtung einer Bäckerei im Anwesen Hs. Nr. 17 des Josef Wacker in Oberharthausen wird keine Erinnerung (Einspruch) erhoben
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben
Schiesl (Bürgermeister), Mayer, Aigner, Zach, Schreiner, Bergmann
(Quelle: Stadtarchiv Geiselhöring, Niederschrift des Sitzungsprotokolls)
Am 5.2.1945 wurde Oberharthausen bombardiert.
Es fielen über 70 Bomben und einige trafen auch das Dorf.
Das Anwesen des Johann Schiesl, neben der Auffahrt zum Gürsterhof, wurde schwer getroffen. Ein Volltreffer schlug in den Stall und tötete das Vieh. Einer Kuh wurde der Kopf abgerissen. Er flog, noch angekettet an einem Stück des Futterbarrens, in die nebenan-liegende Küche. Die Zwischenwand zum Haus wurde eingerissen. Der kleine Sohn Hans schwänzte an diesem Tag die Schule. Er lief in jenen Minuten zum Schutz ins Haus. Als der Stall und das angebaute Wohnhaus einstürzten, wurde er durch einen Balken an den Wassergrand gedrückt und erlitt eine Schädelfraktur an der Stirnseite, die heute noch sichtbar ist. Wacker Heinrich fuhr ihn im Eiltempo mit seinem Pferdegespann ins Krankenhaus nach Straubing. Weitere Bomben gingen östlich des Dorfes nieder. Sie töteten ein Schwein im Pferch, andere liefen verletzt wie wild nach Hause.
(Quelle: Orts- und Hofgeschiche Oberharthausen, Pfarrer Josef Schmaißer)
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Eine andere Geschichte zum Tag des Bombardierens zeigt, wie nahe Tod und Leben sein können.
Frau Maria Sax war allein zu Hause. Der Ehemann war im Krieg und die Schwiegermutter bei ihrem Bruder Josef Schmaißer. Das Haus von Familie Sax liegt zwischen dem Gürsterhof und dem Gasthaus Wacker. Als das Brummen der Bomber zu hören war, schrie Frau Ottilie Gürster über den Zaun zu meiner Mutter, sie solle doch zu ihnen rüber gehen, damit sie nicht allein sei. Etwa zur gleichen Zeit hat auch die Wacker Mare zu meiner Mutter von der anderen Seite gesagt, sie solle zu ihnen kommen, damit sie sich allein nicht fürchten müsse. Meine Mutter überlegte kurz und ging dann zur Gastwirtschaft zu den Geschwistern Wacker. Als dann tatsächlich Bomben abgeworfen wurden, trafen diese den Hof von der Familie Gürster schwer. Der Vater Michael Gürster und die Tochter Ottilie trieben noch das Vieh auf die Straße, als sie vom Luftdruck der Bomben getötet wurden. Hinter einem Baum hatten sich auch noch zwei Schulbuben versteckt, die gerade von der Schule in Pönning nach Hause gingen. Der Ludwig Stadler überlebte, weil die Bombensplitter vom Schulranzen und einem Buch aufgehalten wurden. Der andere Bub, Ludwig Aigner, war sofort tot.
Hätte meine Mutter den Gürsterhof gewählt, wäre sie ebenfalls ein Opfer der Bomben geworden. Sie hat damals instinktiv die richtige Entscheidung getroffen.
(Quelle: Hein Sax nach Angaben der Mutter Maria Sax)
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Am 28. April 1945 kamen die Amerikaner nach Oberharthausen.
Im Gasthaus Wacker hatte ebenfalls ein Teil der amerikanischen Soldaten Quartier genommen. Bei der Durchsuchung des Hauses fand man ganz offen und frei einen deutschen Karabiner stehen. Sofort verdächtigte man den Wirt Heinrich Wacker, Besitzer der verbotenen Waffe zu sein. Man wollte mit ihm kurzen Prozess machen und ihn im Garten dafür erschießen. Die französischen Gefangenen jedoch, die im Tanzsaal ihr „Gefangenen-lager“ hatten, traten heftig für ihn ein und bezeugten, dass dieses Gewehr dem deutschen Lagerposten Josef Hösl gehöre, der sich beim Kommen der Amerikaner abgesetzt habe. Die amerikanische Einheit rückte in der Morgenfrühe ab. Gottlob, das Dorf blieb von einer Vergeltungsmaßnahme verschont.
(Quelle: Orts- und Hofgeschiche Oberharthausen, Pfarrer Josef Schmaißer)
Die Gastwirtschaft und eine kleine Landwirtschaft
Es gab zwei Wirtshäuser im Dorf, den Wacker und die „Hall“. Auf der „Hall“ hatte man mehr „Laufkundschaft“ unter der Woche. Die Viehhändler kamen hier hin, um mit den Bauern auch im Wirtshaus ihre Geschäfte zu machen. Die Gastwirtschaft Wacker war aber der Ort, wo die Bälle gefeiert und das Mahl bei Hochzeiten und Beerdigungen in Auftrag gegeben wurde. Sofie Wacker hatte im Hotel Brauereigasthof Erl in Geiselhöring kochen gelernt. So kochten Sofie, Resl und Mare bei größeren Gesellschaften miteinander das Essen. In der Nähe des Hauses hatte sie auch einen großen Gemüsegarten angelegt, wo immer reichlich Salat, Kohlrabi, Radi, Gelbe Rüben, Zwiebel, Petersilie, Blaukraut, Weißkraut und Schnittlauch angebaut wurde. So konnten sie ihre Beilagen frisch vom Gartl holen.
Des Weiteren waren die öffentlichen Versammlungen (Wahlversammlungen, Gemeindeversammlungen) sowie die Wahlen alle im Gasthaus Wacker. Das Gasthaus hatte eben die Räumlichkeiten für größere Ereignisse. Bis zur Sperrung des Tanzbodens im 1. Stock (wegen Baufälligkeit) wurde jedes Jahr auch der Feuerwehrball und der Kappenabend bei Wacker abgehalten.
Tanzboden Wacker 1989 beim Kappenabend
So kannten wir den Tanzboden: der Boden hat geschaukelt, die Wände waren nass, die Fenster waren angelaufen, der Holzofen hat geraucht, die Girlanden waren aus der Nachkriegszeit sowie auch die Teller und das Besteck. Genau das wollten wir, genau hier wollten wir feiern. Das ist das Spezielle an diesem Tanzboden gewesen. Kein großer Schnickschnack, hier war Nostalgie angesagt. Wären hier noch Leute vorbeigekommen, die schon 70 Jahre gestorben waren, sie hätten gesag: „Schaut aus wie immer“.
Auch die Speisenausgabe (es gab nur Wiener) wurde zu einer Zeremonie, die sich jährlich wiederholte. Der Wacker Sepp teilte das Teller mit Wiener aus, die Wacker Sofie ging mit einem 2 Liter Kübel Senf hinterher und kleckste ihn auf das Teller und zum Schluss ging der Mayer Xare oder der Wacker Johann und teilte die Semmeln aus. Ein sehr strenges Ritual, das der Wirt hier konsequent umsetzte. Dabei hing dem Sepp meistens sein Haar ins Gesicht, was ihm ein sehr ernstes Aussehen gab. Daraus entstand auch sein Spitzname „VoPo“ (Volkspolizei in der ehemaligen DDR). Dieser Spitzname wurde immer verwendet, wenn es um den Sepp ging, niemals natürlich wurde er so angesprochen. Er wusste ja gar nichts von dem Namen.
Von 1980 bis 2008 wurde der Maibaum beim Gasthof Wacker aufgestellt.
Vorher wurde der Maibaum bei der Kirche und der Gastwirtschaft „Hall“ aufgestellt. Doch 1980 musste wegen Straßenarbeiten der Maibaum weichen, und so zog man zur Gastwirtschaft Wacker. Dieser Standort blieb bis 2008, als wiederum der Straßenneubau den Standplatz für sich beanspruchte. Daraufhin wurde der Maibaum zum inzwischen neu gebauten Gemeinschaftshaus auf dem Boltzplatz aufgestellt.
Außerdem war Josef Wacker Herbergsvater und später die Sofie die Herbergsmutter der Burschenfahne und auch der Feuerwehrfahne. Das heißt, dass auch die Burschen- und Feuerwehrversammlungen beim Wacker Sepp, bzw. bei der Sofie abgehalten wurden.
Feier im Gasthaus Wacker unter den Kastanienbäumen nach bestandener Leistungsprüfung
bei der Feuerwehr. Im Hintergrund das berühmte „Soachheisl“.
Der Patenverein FFW Oberharthausen wird von der Freiwilligen Feuerwehr Pönning
zu ihrer Fahneweihe 2006 vom Gasthaus Wacker abgeholt
Ebenso wurde das Jagdessen nach der Treibjagd im Gasthaus Wacker eingenommen. Die Sofie konnte eine wunderbare Hasenbrühe machen.
Ein weiteres Plus war im Sommer auch die gern benutzte Kegelbahn. Hier war Hochbetrieb angesagt. Der Späth Alfons, Danner Sepp, Weiß Hans, Krinner Hans waren die Meister an der Kugel, wobei der Späth Alfons alle übertraf. Am Sonntagnachmittag bis weit in den Abend hinein rollte da die Kugel. Es kamen auch auswärtige Gäste, um diese Gaudi auf der holprigen Holzbahn mitzumachen. Wir Buben konnten uns in den 1960/70ern als „Keglbua“ die eine oder andere Mark verdienen.
Neben der Gastwirtschaft führte Sepp Wacker auch noch eine Landwirtschaft von 40 Tagwerk mit Viehhaltung. Die Geschwister arbeiteten alle mit. Obwohl die Landwirtschaft nicht groß war, hatte Sepp Wacker die wichtigen Maschinen selber. Star war der kleine Allgaier Traktor, der mittels Zündkapsel und Antriebskurbel gestartet werden musste. Das war immer sehr anstrengend und dann im Alter für ihn unmöglich.
Dazu hatte er einen Claas Mähdrescher, mit dem er auch anderen kleinen Landwirten in den 70er Jahren in Lohn drosch. Sepp Wacker war immer recht zuversichtlich, wenn es um die Reihenfolge der Felder, die er abdreschen sollte, ging. Mit Zeitangaben wie z.B. um 15:00 Uhr fällt der „Winkl“ und um 17:00 Uhr das „Kreuth“ war er immer sehr optimistisch. Öfters ist dann mal was gebrochen oder ein Wetter kam und hat seinen Tagesplan gestört bzw. schnell beendet. Das kommentierte er dann mit einem besonderen Fluch.
Von links: die Geschwister Maria Wacker, Sepp Wacker, Heinrich Wacker bei der Heuernte.
Die Geschwister halfen alle bei der Ernte mit. Die Resl, die Mare und auch der Heinrich hatten keinen Beruf erlernt und waren auch nicht verheiratet. So standen sie immer in der Gastwirtschaft, auf dem Feld oder im Viehstall zur Arbeit zur Verfügung.
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Zuerst hatte Sepp Wacker einen Ködl & Böhm Mähdrescher |
Allgaier Traktor |
So einen Claas Mähdrescher hatte er zuletzt
Josef Wacker hatte auch noch einen großen Hanomag zum Ackern. Außerdem hatte er eine Kartoffelvollerntemaschine.
Wacker Josef "Sepp" als Schulkind in der Volksschule Pönning
„Große“ Schule von 1924 mit Lehrer Hasler und 54 Kindern
1. Reihe von unten links nach rechts:
Ebner, Alois, Oberholzen, 1912-2004; Semmelbauer, Otto, Oberharthausen; Renner, Andreas(Katz); Krieger, Xaver, Pönning, 1912-1996; Wacker, Josef, Oberharth., 1912-1988; Englberger, Josef, Oberharth., 1914-1975; Sax, Jakob, Oberharth., 1914-1998; Danhauser, Alois
2. Reihe:
Engl, Willi, Antenring; Rohrmüller (bei Märkl), Oberharth.; Danhauser, Ludwig, Pönning; Pummer, Max, Pönning; Zellmer, Ludwig, Oberharth., 1918-1980; Kiefl, Jakob; Danhauser, Otto, Pönning, 1917-1999; Walkshäusl, Ludwig, Pön., 1917-1999; Ebner, Theo (später Lehrer), Oberholzen, 1916
3. Reihe:
Wurm, Anna, Oberharthausen; Zellmer, Anna, Oberharthausen; Walkshäusl, Sophie, Pönning, 1914-; Beitler, Sophie, Pönning, 1912; Soller, Sophie; Wurm, Helena, Pönning, 1914-1997; Reif, Frieda, Gunting; Krinner, Maria; Loichinger, Zenta; unbekannt; unbekannt; Krammer, Liesl
4. Reihe:
Gruber, Karl, Oberharth., 1914-1941; Heinrich, Ludwig, Pönning, 1912-2004; Rohrmüller, Franz/Ludwig, Oberharth.; Gruber, Wolfgang, Oberharth., 1918; Nicklas, unbekannt; unbekannt; Gruber, Michael, Oberharth., 1916; Semmelbauer, Jakob, Oberharth.; unbekannt
5. Reihe:
Eiglsperger, Rosa, Pönning, 1913-2004; Wallner, Therese, Oberharthausen, 1913-2001; Walkshäusl, Anna, Pönning, 1912-1996; Mayer, Ottilie (Medi), Pönning, 1913-1985; Zach, Maria, Oberharthausen; Zellmer, Kreszenz, Oberharthausen; Beitler, Maria, Pönning, 1911-1960; Dachauer, Philomena, Oberharthausen; Aigner, Maria (Stierstorfer), Oberharthausen, 1914-1997
6. Reihe:
Reif, Josef, Gunting, 1912 oder 1913; Wiethaler ???; Heitzer, Hans (Hallwirt), Oberharthausen; Zellmer, Hans, Oberharthausen; unbekannt; Pummer, Alois, Pönning, 1912-1990; unbekannt
Die Jahreszahlen benennen Geburts- und Sterbejahr
(Quelle: Die Geschichte der Gemeinde Pönning, Johann Haller/ Josef Schmaißer)
Sepp Wacker als Schulbub
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Wacker Sepp als Soldat im 2. Weltkrieg |
Sepp als Firmpate von Franz-Xaver Wacker aus Ascha vor der Jakobsbasilika in Straubing. |
Josef Wacker als Soldat im 2. Weltkrieg ( 1. Reihe, Zweiter von links).
Josef Wacker hat die Grundausbildung als Soldat gemacht,
war aber nicht im Kriegsgebiet eingesetzt.
Hochzeit 1940 von Josef und Elisabeth Wacker,
geb. Märkl aus Höhenrain
Josef Wacker liegt in Höhenrain begraben.
Zur Beerdigung fuhr ein Bus mit Oberharthausenern nach Höhenrain.
Sofie Wacker als Schulkind in der Volksschule Pönning
Schule 1930: 55 Kinder von 1.-7. Klasse in einem Raum mit Lehrer Geiger
1. Reihe (unten von links nach rechts):
Wurm, Willi, Pönning; Lachenschmidt, Franz, Oberharth., +1943; Buchner, Sigmund, Kleinpön., 1924-1951; Wurm, Hans, Pön., 1919-1998; Muggenthaler, Hubert, Oberharth.; Laumer, Ludwig, Pön.; Hierlmeier, Max, Pön.; Geiger, Hubert, Pön., +1941; Mayer, Sebastian, Oberharth., 1922- 2004; Hintereder, Alfons, Pön.; Schütz Johann, Oberharth.;
2. Reihe:
Engl, Rupert, Antenring, 1919; Eiglsperger, Josef, Pön., 1920-1995; Wild, Willi, Oberharth.; Gruber, Josef, Oberharth., +1943; Zellmer, Xaver, Oberharth.; Walkshäusl, Ludwig, Pön., 1917-1999; Aigner, Josef, Oberharth., 1919-1981; Wimmer, Theo, Pön., 1921-; Gürster, Josef, Oberharth., 1921-; Stadler, Maria, Oberharth., 1922-2005; Schütz, Mathilde, Oberharth., 1922-; Buchner, Ida, Kleinpönning. 1921-1994; Hösl, Maria, Oberharth.,+;
3. Reihe:
Gürster, Ottilie, Oberharth., 1922-1945; Engl, Kreszenz, Antenring, 1922-1997; Stadler, Katharina, Oberharth., 1923-1997; Wild, Mathilde, Oberharth.; Danhauser, Emilie, Pönning; Wallner, Maria, Oberharth., 1922-1999; Krieger, Mathilde, Pönning, 1922-1982; Krieger, Anna, Pönning, 1922; Mayer, Margarete, Oberharth., 1923-1976; Grassl Betty, Oberharth.
4. Reihe:
Pummer, Max, Pönning, 1917; Danhauser, Alfons, Pönning, 1919-1980; Zellmer, Ludwig. Oberharthausen, 1918-1980; Danhauser, ??, Oberharthausen??; Gürster, Michael, Oberharthausen, 1920; Spagert, Berta, Pönning; Reif, Frieda, Gunting, +; Semmelbauer, Anna, Oberharthausen; Muggenthaler, Traudl, Oberharthausen; Hösl, Kreszenz, Oberharthausen; Graßl, Barbara, Oberharthausen
5. Reihe:
Wacker, Sofie, Oberharth., 1922; Schmaißer, Sophie, Oberharth., 1925; Krinner, Rosa, Oberharth. (Frau Höpfl), 1919-; Landstorfer, Hedwig, Pön., 1921-2003; Krieger, Emilie, Pön., 1919-2000; Schmiedbauer Emilie, Pön,; Ebner, Hedwig, Oberholzen, 1919-2002; Höchbauer, Mathilde, Oberharth.; Mayer, Magdalena, Oberharth., 1920; Buchner, Ottilie, Kleinpönning, 1920; Wallner, Hedwig, Oberharth., 1920; Graßl, Karolina, Oberharth.; Lehrer Geiger, Franz, 1987-1981
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Sofie bei ihrer Erstkommunion | Sophie mit Rollator und ihrer Katze |
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Der stellvertretender Landrat Herr Josef Laumer und 2. Bürgermeister von Geiselhöring
Herr Erwin Kammermeier gratulieren der Sofie zum 90. Geburtstag.
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Bild oben zeigt die Gaststube beim Kappenabend 2013; es spielt der Oberharthausener Zellmer Wick |
Bild oben zeigt Feuerwehr Vorstand gratuliert. |
hinter der Theke stehen links Birgit Wacker und die Sofie;
am Tisch die beiden Brüder Hubert und Sepp Zellmer und der Jagdpächter Christian Gschwind |
Trauerrede FFW Vorstand Uli Aigner am Grabe von Sofie Wacker:
Herr Pfarrer Bock,
Herr BGR Schmaißer,
Trauernde Familie Wacker,
Sehr verehrte Trauergäste,
Frau Sofie Wacker hatte für die FFW und KLJB Oberharthausen immer eine offene Tür, wenn ein Verein eine Veranstaltung bei der Sofie veranstalten wollte.
Ob bei einem Maibaum aufstellen, bei einem Kappenabend oder bei einer Vereinsversammlung, unsere Herbergsmutter hatte immer Zeit für eine gute Bewirtung.
Außerdem hatte die Dorfgemeinschaft jeden Sonn- und Feiertag bei ihr einen Frühschoppen abgehalten.
Für die Dorfgemeinschaft war die Sofie Wacker der Treffpunkt für Jung und Alt.
Für die gute Gastfreundschaft und als langjährige Herbergsmutter, möchte ich dir, Sofie, auf das herzlichste danken.
Als äußeres Zeichen lege ich dir im Namen der FFW und KLJB Oberharthausen, am offenen Grab dieses Kranzgebinde und diese Schale nieder
Herbergsmutter ruhe in Frieden!
Im Namen der Fam. Wacker darf ich alle anwesenden Trauergäste ins Gasthaus Wacker einladen.
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(Eigenbericht für Homepage von Hein Sax)
Am Freitag war in Oberharthausen die Beerdigung von Frau Sofie Wacker. Die „Sof“ wie sie im Dorf liebevoll hieß wurde 91 Jahre alt. Bis zuletzt war sie mit ihrem Rollator noch mobil und vor allem auch geistig frisch und rege. Nach einer schweren Lungenentzündung verschied sie plötzlich und für alle unerwartet am 26.11.2013 im Herrn.
Das Requiem bei der Trauerfeier hielten Herr Pfarrer Edmund Bock und in Konzelebration Herr BGR Josef Schmaißer. Abordnungen der FFW Oberharthausen, der Landjugend Oberharthausen und des Schützenvereins Perkam begleiteten unsere Sofie auf ihrem letzten Weg. Uli Aigner als Feuerwehrvorstand und Renate Hager für die Schützen sprachen ihren großen Dank aus für die jahrelange Zeit als Herbergsmutter der Fahnen und dem Gasthaus Wacker als Versammlungsort der Vereine für alle Anlässe. Mit Trompetenklängen des Liedes „Näher mein Gott zu Dir“ begleiteten viele Bekannte, Verwandte und Freunde die Verstorbene zu ihrer letzen Ruhestätte.
Mit Sofie Wacker geht die Zeit einer langjährigen geschichtsträchtigen Gastwirtschaft in Oberharthausen zu Ende. Seit 1911 war das Wirtshaus unter der Familie Wacker in Betrieb. Nach über 100 Jahren wird mit der Sofies Tod wahrscheinlich das Ende des Dorfwirtshauses kommen.
Die „Sof“ hatte immer ein Ohr für ihre Gäste. Sie konnte sich stundenlang mit ihnen unterhalten, und nie wurde es ihr zu lang. So mancher Gast schüttete auch bei ihr sein Herz aus. Sie genoss die Treffen beim „Frühschoppen“ oder beim „Gesellschaftstag“ oder wenn außerplanmäßig eine Veranstaltung der Feuerwehr, eine Jagd- oder eine Bürgerversammlung der Stadt abgehalten wurde oder das Maibaumaufstellen der Landjugend stattfand. Bei Kappenabend und Feuerwehrball, ja da war sie in ihrem Element. Da organisierte sie im Hintergrund und stand an der Theke, bis der letzte Gast gegangen war. Dann ging sie aber meistens gar nicht ins Bett, sondern putzte und wischte sofort den Tanzboden oder das Gasthaus heraus. Da legte sie großen Wert darauf, dass alles sofort wieder gereinigt und einsatzbereit war.
Mit der Sofie verliert das Dorf eines ihrer letzten Originale. Sie gehört zu den Menschen, die sich bei den Oberharthausenern eingeprägt und Spuren hinterlassen haben. Man wusste bei der Sophie immer, wie man dran war, ob es einem passte oder nicht. Sie war geradeheraus, ehrlich und zäh. So manche Verletzung im hohen Alter steckte sie einfach weg, und alle bewunderten sie dafür, ob jung oder alt.
Viele ehemalige Oberharthausener und sonstige Auswärtige besuchten die Sofie auf einen Ratsch. Sie war der Anlaufpunkt, wenn man sonst keinen Bekannten im Dorf antraf. Bei der Sofie vergaßen alle die Zeit. Sie strahlte eine Ruhe aus, die keinen Gast zur Eile antrieb.
Die Dorfgemeinschaft Oberharthausen schuldet der Sofie Wacker großen Dank. Jahrzehntelang stellte sie die Räumlichkeiten für alle Versammlungen und Aktivitäten sämtlicher Vereine im Dorf. Auf die Sofie war immer Verlass, sie war immer für das Dorf da. Als letzte Veranstaltung auf dem Tanzboden ihres Wirtshauses wurde ihre eigene Kremess gehalten. Das hätte ihr sicher gefallen, wenn sie das noch gesehen hätte. Nur rauswischen konnte sie nicht mehr…
Nach der Feuerwehrfahnenweihe 1929 stand beim Nachbericht in der Straubinger Zeitung auch folgender Satz: schließlich sprach das kleine Wackermädl (Sofie Wacker) den Dank der Kinder an die Wehrmänner recht warmherzig….
Die Dorfgemeinschaft will dir auch ganz warmherzig DANKE für alles sagen, liebe Sofie!
Du wirst dem Dorf fehlen!
Sofie Wacker, Ruhe in Frieden!
Übersichtschronik
- 1904: Neubau (Zweistöckiges Wohnhaus mit Stallungen, Stadel, Schweinestall und Wagenschupfe, Backofen und Hofraum 0,169 ha Pl. Nr. 33 Grasgarten und Baumgarten 0,061 ha)
- 1909: Haus 17 erhält die Gastwirtschaftskonzession – Tafernwirtschaft wird genehmigt, da nur eine Schankwirtschaft im Dorf ist
- 1911: Georg Wacker kauft für 50 000 Mark die Gastwirtschaft und die Felder – Genehmigung der Gastwirtschaftskonzession
- 1914: Weltkrieg, Mutter Maria alleine mit 5 Kindern zwischen 11 und 2 Jahren (zwei waren als Babys gestorben)
- 1917/18: Vater Georg sen. kommt aus Krieg zurück
- 1918: Maria Wacker stirbt mit 46 Jahren
- 1922: Tochter Resl bekommt uneheliche Tochter Sofie (erstes und einziges Enkelkind am Hof)
- 1930: Mit 27 Jahren zieht der Sohn Georg jun. (Sofies Onkel) nach Ascha
- 1948: Sofies Oma Maria stirbt mit 76 Jahren, danach Sofies Onkel Heinrich mit 43 Jahren
- 1950: Sofies Mutter Resl stirbt mit 50 Jahren (Sofie ist 28)
- 1951: Johann Wacker (Sepps Sohn, Sofies Cousin) wird geboren
- 1952: Sofies Opa Georg sen. stirbt mit 80 Jahren
- 1966: Sofies Tante Maria stirbt mit 60 Jahren
- 1983: Übergabe an Johannes Wacker Höhenrain
- 1988: Sepp Wacker stirbt ( begraben in Höhenrain)
- 2013: Sofie Wacker verstorben – mit ihr endet die Gastwirtschaft Wacker
Das Bildmaterial zu diesem Bericht stellte größtenteils Frau Sylvia Diewald, Tochter von Franz-Xaver
Wacker aus Ascha zur Verfügung. Herzlichen Dank dafür!
Da im Bericht über die Familie Wacker auch das Bild von Heinrich Wacker enthalten ist, wie er im Sarg aufgebahrt ist, ist im Anhang ein interessanter Bericht über eine Beerdigung in alten Zeiten eingestellt. So kann sich die Jugend von heute ein Bild davon machen, wie man mit ein Trauerfall in der alten Zeit umgegangen ist.
Früher wurden Beerdigungen über drei Tage zelebriert.
Damals musste niemand alleine Sterben - Das ganze Dorf nahm Anteil – zumindest wenn der Tote reich war.
Bericht von Georg Fleischmann in der Mittelbayerischen Zeitung vom 01.11.2016
Es nähern sich nun wieder die Tage, wo die Menschen wieder mehr denn je an die Vergänglichkeit erinnert werden. Der Gedanke an den Tod wird in unserer Gesellschaft weitgehend verdrängt, er ist fast ein Tabu. Die Menschen früherer Zeiten hatten einen ganz anderen Umgang mit ihren Toten, verabschiedeten sich intensiv von ihnen und halfen sich gegenseitig bei ihrer „Trauerarbeit“. Wenn damals die kleinste Glocke – man nannte sie Sterbeglocke – vom Kirchturm zu hören war, horchten die Leute auf, denn meistens verkündete sie traurige Nachricht.
Doch es musste nicht immer gleich Tod bedeuten, sondern es konnte auch sein, dass der Pfarrer zu einem Schwerkranken oder bettlägerigen Menschen gerufen wurde. Diesen Gang nannte man früher einen „Versehgang“. Immer wenn Angehörige eines solchen Menschen beim Pfarrer vorsprachen, dem Kranken die Kommunion zu bringen, machte sich der Pfarrer und ein Ministrant, beide im weißen Chorrock, der Ministrant noch mit einer brennenden Laterne und einem kleinen Glöcklein auf den Weg zum Haus des Kranken. Dorfbewohner standen am Wegrand und begleiteten betend den Pfarrer ein Stück des Weges. Am Ortsrand bimmelte der Ministrant mit seinem Glöcklein, die Leute knieten nieder und der Pfarrer gab ihnen den Segen.
Pfarrer und Ministrant zogen nun alleine weiter zum Haus des Kranken oder Sterbenden. Dort war bereits alles vorbereitet für das „Versehen“. Nachdem der Kranke gebeichtet und kommuniziert hatte, folgte noch ein kurzes Gespräch. Auch mit den Angehörigen unterhielt sich der Pfarrer. Vor dem Weggehen gab es dann immer einen kleinen Obolus, was für den Ministranten ein „Fuchzgerl“ war. Es dauerte oft nicht lange, da läutete wieder das Sterbeglöcklein und die Dorfbewohner ahnten bereits, wer gestorben ist. Auf die Angehörigen kam eine Menge Arbeit für die Vorbereitung zur Beerdigung zu. Zu dieser Zeit gab es im ländlichen Bereich noch kein Leichenhaus für das Aufbahren und kein Institut, das diese Arbeiten übernommen hätte. Der Verstorbene musste Zuhause aufgebahrt werden. Das war in den kleinen Häusern mit den engen Wohnräumen schwierig – besonders im Sommer, wenn es heiß war.
Nicht selten wurde der Tote in der Wohnküche aufgebahrt und die Angehörigen mussten diesen Raum drei Tage mit dem Toten teilen. Auf einem kleinen Altartisch brannten neben einem Kreuz zwei Kerzen und in einem Glasgefäß war Weihwasser mit einem Buchsbaumwedel aus dem Garten. Nachbarn und Bekannte kamen kurz vorbei und bespritzten den Verstorbenen mit Weihwasser. Dazu wurde das Gesicht des Toten abgedeckt, um ihn noch einmal zu sehen. Nachdem der Leichenbeschauer die Papiere ausgestellt hatte, wurde der Pfarrer verständigt, um die Beerdigung festzulegen. Dann ging es zum Totengräber, zu den Sargträgern, den Fahnenträgern, dem Kreuzlbuben, den Vorbetern und nicht zuletzt zur Feuerwehr und zur Musikkapelle, wenn der Verstorbene Mitglied war. Ganz wichtig waren auch der Wirt, bei dem der Leichtrunk stattfinden sollte und der Schreiner, der die Truhe anfertigen musste. Und damit es bei einer „Leich“ entsprechend laut zuging, musste man noch „zugelassene“ Böllerschützen verständigen, jedoch nur für Verstorbene, die im Krieg oder sonst eine Persönlichkeit im öffentlichen Leben waren.
Und damit zur „Leich“ auch viele Leute kamen, musste dies kundgetan werden, damals nicht mit Zeitungsanzeigen wie heute, sondern durch eine Leichenbitterin oder Leicheneinsagerin. War der Verstorbene bekannt, so brauchte man mehrere Einsager, denn auch den Nachbardörfern sollte dies mitgeteilt werden. Diese Leichenbitter mussten ihr „Einsagen“ sehr gewissenhaft verrichten und dafür sorgen, dass möglichst viele Leute zur „Leich“ kamen. Meistens waren es arme Familien, die das Einsagen machten.
Und weil die Zeit bis zur Beerdigung immer sehr drängte, so waren die Leichenbitter von früh morgens bis spät abends unterwegs. Sie zogen von Haus zu Haus und sagten das Sprüchlein auf, das heißen konnte: „Da Huawabauer lässt bittn, san Wei am Freita mit af Leich zge, um hoib zehne vom Haus wega“.
Der Einsager blieb solange an der Tür stehen, bis er seinen Lohn bekam. Dieser war sehr unterschiedlich. Recht „kniggerte“ Menschen gaben nur einen oder zwei Pfennige. Fünf Pfennige oder gar zehn war schon sehr reichlich. Waren es nur ein Pfennig oder zwei, so konnte man das „Vergelt’s Gott“ kaum hören. Anstelle von Geld gab es oftmals auch ein „Scherzl“ (Randstück) hartes Brot oder ein Ei. Auch im Trauerhaus hatte man in dieser Zeit viel zu tun. Es musste geputzt und gescheuert werden. Die Leichengeher kamen nicht nur, um zu beten, sondern vor allem, um zu schauen, wie es „ausschaut“ auf dem Hof oder Häusl. Und dann kam in den Nächten vor der Beerdigung noch etwas hinzu, nämlich das „Aufbleiben“ oder „Wachen“ beim Verstorbenen. So ab 22 Uhr kamen die Nachbarn und Dorfleute in das Sterbehaus, um mit den Angehörigen beim Toten „Wache“ zu halten – und für die arme Seele zu beten. Dieses „Aufbleiben“, bei dem oft die ganze Stube voller Menschen war, begann mit einer allgemeinen Unterhaltung. Viel wurde dabei aus dem Leben des Verstorbenen erzählt. So gegen Mitternacht wurde es jedoch „todernst“. Es wurde still in der Stube, als man mit dem Beten des schmerzhaften Rosenkranzes begann. Man kniete auf dem harten Fußboden oder stützte sich dabei auf die Bank oder einen Stuhl. War der Vorbeter jemand der viel betete, so zog sich dieser Rosenkranz lang hin, weil sich zum Schluss noch viele Vater Unser für die armen Seelen, besonders für die Verwandten des Verstorbenen anschlossen. Den „Nachbetern“ dauerte dies oft zu lange, sie wurden unruhig und „wetzten“ mit den Knien hin und her. Das war immer das Zeichen zum Aufhören. War das Beten nun beendet, so gab es noch einen kleinen Imbiss, auf den alle warteten. Bei einem Armen gab es trockenes Weckenbrot vom Bäcker, was immerhin schon etwas besonderes war. Bei einem Reicheren gab es noch Bier dazu, das in einem Maßkrug herumgereicht wurde. Dazwischen wurde jedoch der Tote nicht vergessen. In gewissen Abständen schaute man nach, ob alles in Ordnung sei.
Am dritten Tag war dann die Beerdigung. Für die Angehörigen im Haus begann dieser Tag schon früh, mussten doch zuvor die Stallarbeiten verrichtet und nochmals sauber aufgeräumt werden, bevor die ersten Leichengänger kamen. Und auch hier gab es Unterschiede. Bei armen Leuten ließ die Teilnahme oftmals zu wünschen übrig, während bei den großen Bauern sich diese in großer Zahl einfanden. Man ging nochmals ins Sterbezimmer und bespritzte den Toten mit Weihwasser. Die Trauergäste versammelten sich vor dem Haus und mit dem Erscheinen des Schreiners brach eine Unruhe aus. Dieser brachte nämlich oft erst die „Truhe“ mit, die er auf einem Handwagen geladen hatte. Lautlos wurde dann Platz gemacht und der Schreiner begab sich mit der Truhe ins Sterbezimmer, wo der Tote aufgebahrt war. Es wurde still im Haus bis plötzlich der Vorbeter mit kräftiger Stimme mit dem „Glaube an Gott“ begann. Dies war in dem Augenblick, wo der Verstorbene in die Truhe gelegt wurde.
Mit ein paar Hammerschlägen wurde die Truhe zugenagelt und zwei kräftige Männer trugen den Sarg hinaus auf die „Gred“, wo bereits die Tragbahre oder das Rosswagerl bereit stand. Beim Hinaustragen wurde der Sarg an der Türschwelle drei Mal gesenkt, damit der Tote in Frieden gehen konnte. Vor dem Haus hatten sich bereits der Pfarrer, die Vereine mit ihren Fahnen sowie die Musikkapelle eingefunden und nach einem kurzen Gebet formierte sich der Leichenzug in Richtung Friedhof. Der Weg dorthin konnte je nach Größe der Pfarrei bis zu einer Stunde betragen. So war es auch verständlich, dass der Verstorbene auf einem ganz normalen Rosswagerl, bespannt mit zwei Pferden, gefahren wurde. Im Winter benützte man dazu einen bespannten Schlitten.
„O Herr gib ihm die ewige Ruh“, so ertönte unterwegs lautstark die kräftige Stimme des Vorbeters und die Musikkapelle spielte Trauermärsche. Kaum das Pfarrdorf in Sicht begannen dort die Glocken zu läuten, und solange bis der Trauerzug den Friedhof erreicht hatte. Schier endlos schien oft so ein Trauerzug als dieser in den Friedhof einzog und sich rund um das Grab versammelte. Die Beisetzung fand damals vor dem Trauergottesdienst statt. Wurden dabei Böller geschossen, so musste ein Aufpasser vom Kirchturm aus ein Zeichen geben, wenn der Sarg in die Erde gesenkt wurde. Gespannt warteten die Leichgänger nun auf die Trauerrede des Pfarrers, die am offenen Grab gehalten wurde. Diese war besonders auf das vergangene Leben des Verstorbenen ausgerichtet, der trotz so mancher Missetaten, schließlich als guter Christ gestorben ist. Während des Gottesdienstes gab es dann noch einen „Opfergang“. Der führte in manchen Kirchen hinter dem Hochaltar herum. Meistens führte dort eine Tür in das „Leithäusl“ und damit ins Freie, durch die besonders eilige dann den Trauergottesdienst „vorzeitig“ verließen. Außer den zwei Körbchen in die das Opfer gelegt wurde, stand auch noch ein Ministrant mit dem „Klingelbeutel“ neben dem Altar. Dieser hatte es nicht leicht ein paar Pfennige zu vereinnahmen, denn die meisten Leichgeher gingen ohne etwas einzulegen vorbei. Dabei half auch das ständige Klingeln gar nichts.
Nach dem Trauergottesdienst hatten viele „Leichgeher“ so manche von ihrer gezeigten Anteilnahme schnell vergessen. Vor den Stufen zum Friedhof stand schon die Musikkapelle und die Feuerwehr. Schon ging es mit flotter Marschmusik zum Wirtshaus, wo der Leichtrunk stattfand. Hier gab es Freibier und ein warmes Essen, meistens ein saueres Lüngerl, dazu frischgebackenes Weckenbrot vom Bäcker des Dorfes. Außer den Vereinen waren auch noch alle anderen Leichgänger, die irgendeine Tätigkeit verrichteten, so wie natürlich die ganze Verwandtschaft eingeladen. Auch die Geistlichkeit fand sich ein, die dann pünktlich beim 12 Uhr-Läuten an den „Engel des Herrn“ erinnerte. Die wohl größte Freude am Leichtrunk hatte sicher der „Kreuzlbua“, denn auch dieser durfte mit ins Wirtshaus gehen und einige Male, wenn auch ganz verstohlen, aus einem Maßkrug trinken. So ein Leichtrunk dauerte oftmals bis in die späten Abendstunden. Die Leute im Dorf sagten dann immer: „Den hams owa heit wida gscheit eigschwemmt“ was heißen soll: Mit viel Bier beerdigt.